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Der Viktualienmarkt ist eine der besten und teuersten Adressen in der bayerischen Landeshauptstadt. Seit etwa zwei Jahren ist der traditionsreiche Markt im Zentrum der Stadt um eine Attraktion reicher: Der Erotikshop „Fun Factory“ bietet auf 180 Quadratmetern heisse Sextoys, sinnliche Literatur und verführerische Dessous an.
Bei den Standbetreibern stösst der Sexshop auf wenig Gegenliebe. Eine Erotik-Boutique wie die „Fun Factory“, so die Meinung einiger Händler, gehöre eher ins Bahnhofsviertel. Manche befürchten gar, der Viktualienmarkt könnte sich langfristig zu einem Rotlichtbezirk entwickeln. Auf der anderen Seite gibt es genügend Leute, die dem neuen Sexshop positiv gegenüberstehen – die Eröffnungsveranstaltung stiess jedenfalls auf reges Interesse.
Was das Interieur betrifft, kann es der neue Erotikshop locker mit jedem „In“-Laden in München aufnehmen. Kein Geringerer als Stardesigner Karim Rashid zeichnete für die Gestaltung der futuristisch wirkenden Einrichtung verantwortlich. Zur Eröffnung steuerte der New Yorker ausserdem ein Produkttoy – das „Karimsutra“ – bei, ein Sofa für besondere Stunden. Das Ziel der Betreiber liegt erklärtermassen darin, den Kunden ein ansprechendes und angenehmes Ambiente zu bieten. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Anspruch eingelöst wurde: Selten hat man einen stationären Erotikshop gesehen, der ein so helles und avantgardistisches Innenleben besitzt.
Die Shop-Managerin Julia Kastl liess in einem Zeitungsinterview durchblicken, dass man sich nicht als Sexshop, sondern als erotischer Lifestyle-Shop begreift. Video-Kabinen, die bei Erotikshops in Bahnhofsnähe zum Standardinterieur gehören, sind in der Münchner „Fun Factory“ nicht zu finden. Erstaunlicherweise werden auch keine pornografischen Artikel wie Sex-DVDs oder Erotikmagazine angeboten. Der Fokus liegt auf dem Verkauf von Sexspielzeug für Frauen und Paare. Dies unterscheidet den neuen Erotikshop am Viktualienmarkt von vielen anderen Sexläden, bei denen vornehmlich die männliche Käuferschaft bedient wird.
Nicht nur bei den Marktleuten, sondern auch in der Münchner Bürgerschaft gab es im Vorfeld der Shoperöffnung heisse Diskussionen. Zwar existieren in München bereits seit den 1970er-Jahren Erotikshops – dies befinden sich aber zumeist in klassischen Rotlichtbezirken. Sich dorthin zu begeben, um ein Anal-Toy oder eine Packung Gleitgel zu kaufen, kommt für viele Einheimische einem Spiessrutenlauf gleich. Dem einen oder anderen mag dies etwas befremdlich erscheinen, doch im konservativen Bayern gehen die Uhren eben anders – auch heute noch. In Städten wie Zürich oder Berlin würde es vermutlich kaum jemanden stören, wenn an einem traditionsreichen Ort ein neuer Erotikshop entstehen würde.
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